Nearshoring-Serie Teil 2: Aufbau, Skalierung und Teamarbeit

von Jan Keller am

In unserem diselva Nearshore Excellence Framework haben wir vier zentrale Säulen definiert, die den Nearshore-Prozess strukturieren. Nachdem wir im ersten Blog die erste Säule - die Definition und Schärfung des Geschäftsmodells - beleuchtet haben, konzentrieren wir uns jetzt auf die Säulen 2 bis 4, die den Aufbau, die Skalierung, den Zusammenarbeitsmodus und die Integration des Nearshore-Standorts betreffen.

Der Erfolg dieser Schritte hängt nicht nur von technischen und logistischen Aspekten ab, sondern auch davon, wie gut man die kulturellen Herausforderungen meistert. Und das ist nicht einfach: Hier muss alles parallel betrachtet und ständig angepasst werden, um wirklich erfolgreich zu sein.

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Säule 2: Aufbau und Skalierung eines Nearshore-Standorts

Der Aufbau und die Skalierung eines Nearshore-Standorts braucht eine gute Mischung aus technischen, kulturellen und operativen Aspekten. Der Erfolg hängt dabei stark davon ab, wie gut der Standort ins Unternehmen integriert wird und wie flexibel er auf Veränderungen reagieren kann.

Hier sind die wichtigsten Schlüsselfaktoren:

  • Bereitschaft zur Integration: Das Unternehmen muss den Nearshore-Standort als festen Teil der globalen Strategie akzeptieren und in die Unternehmenskultur einbauen.
  • Employer Branding & Attraktivität: Der Standort braucht eine starke Employer Brand, die Talente anzieht und langfristig bindet. Attraktive Arbeitsbedingungen sind der Schlüssel, um Talente zu gewinnen und zu halten - das geht heute über ein gutes Gehalt hinaus. Dazu gehören private Krankenversicherung für die ganze Familie, Transport- und Essenszulagen, Teamevents, zusätzliche Feiertage und Top-Büroflächen an besten Lagen.
  • Kulturelle Anpassung & Change Management: Der Aufbau funktioniert nur, wenn man eine Kultur des Wandels lebt. Ängste müssen angesprochen und Widerstände überwunden werden, während gleichzeitig eine positive Change-Kultur etabliert wird. Das Mindset der Mitarbeiter muss stimmen - sie müssen als globales Team zusammenarbeiten.
  • Etablierung einer eigenen Kultur: Der Standort sollte eine eigene, aber an die Unternehmenswerte angepasste Kultur entwickeln, die gleichzeitig die lokalen Gegebenheiten berücksichtigt.
  • Optimierung der Prozesse: Der Standort muss in die globalen Geschäftsprozesse integriert werden, also regelmässige Kommunikation und Effizienz sind wichtig, damit die Zusammenarbeit zwischen den Teams gut läuft.
  • Risiken erkennen und managen: Während der Skalierung muss das Unternehmen Risiken frühzeitig erkennen - sei es finanziell, kulturell oder rechtlich. Nur so kann man langfristig erfolgreich bleiben.
  • Technisches und soziales Onboarding: Ein solides technisches Onboarding ist ein Muss, damit alle Mitarbeitenden mit denselben Tools und Technologien arbeiten und die Zusammenarbeit reibungslos funktioniert. Dabei dürfen soziale Faktoren nicht vernachlässigt werden. Denn am Ende gilt es, als ein Team zusammenzuarbeiten.

Erst wenn der Standort kontinuierlich an die wachsenden Anforderungen des Unternehmens angepasst wird, kann er langfristig erfolgreich sein und echten Mehrwert für die Organisation bieten.

Säule 3: Der Zusammenarbeitsmodus: Verschiedene Team-Setups er- und anerkennen

Je nach Unternehmensstrategie und Projektanforderungen gibt es verschiedene Modelle für die Zusammenarbeit mit Nearshore-Teams. Es geht nicht nur darum, wie nah die Teams geografisch sind, sondern auch, wie die Dienstleistungen am besten erbracht werden sollen:

  • Remote Teams: Diese Teams arbeiten komplett remote und bieten eine hohe Flexibilität. Das ermöglicht eine schnelle Skalierung und Zugang zu einem globalen Talentpool.
  • Balanced Teams: Hier arbeiten On- und Nearshore-Teams zusammen. Beide Teams sind ungefähr gleich gross (balanced) und bringen ihre lokalen Stärken ein, um gemeinsam an den Zielen zu arbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen.
  • Satellite Teams: Ein Onshore-Standort dient als Hauptstandort der Leistungserbringung und arbeitet eng mit einer Einzelperson oder einem kleinen Team am Shoring-Standort (Satellite) zusammen. Dies erfordert eine starke Integration des (oder der) Sateliten und viel strukturierte Kommunikation.
  • Inverse Satellite Teams: Im Prinzip das Gegenteil eines Satelliten. Der Shoring-Standort stellt den grossen Teil des Teams, der von einer Einzelperson oder einem kleinen Team (oft mit Kundenkontakt) unterstützt wird.

Jedes dieser Setups hat seine Berechtigung. Für den Projekterfolg ist es aber von entscheidender Bedeutung festzustellen, in welchem Setup man unterwegs ist, um dann die Zusammenarbeit entsprechend zu strukturieren und zu managen. Jedes Setup hat Eigenheiten, die einem bewusst sein müssen. So läuft man in einem Satelliten-Setup zum Beispiel ständig Gefahr, den Satelliten zu verlieren (kommunikativ, integrativ, etc.),während man in einem Setup mit balancierten Teams darauf achten muss, dass beide mehr oder weniger selbständig leistungsfähigen Teams in dieselbe Richtung laufen.

In allen Modellen ist das technische Onboarding entscheidend, damit alle mit denselben Tools und Plattformen arbeiten und die Zusammenarbeit reibungslos läuft.

Säule 4: Integration und erfolgreiche Zusammenarbeit

Neben den technischen und organisatorischen Aspekten kommt es bei der Integration der Nearshore-Teams auf die Kommunikation und die Fähigkeit an, kulturelle Unterschiede zu überwinden. Eine starke Integration ist der Schlüssel, damit die Teams wirklich als Einheit funktionieren.

  • Werkzeuge und Technologie: Welche Tools und Plattformen sorgen dafür, dass die Zusammenarbeit effektiv läuft? Ohne die richtigen Werkzeuge geht es nicht.
  • Kulturelle Integration: Wie werden kulturelle Unterschiede berücksichtigt und effektiv in die Zusammenarbeit integriert? Eine gemeinsame Kultur sorgt dafür, dass alle an einem Strang ziehen und Missverständnisse vermieden werden.
  • Best practices: Sobald es gute und erfolgreiche Beispiele gibt, muss darüber gesprochen werden, um weitere Teile der Organisation davon zu begeistern (“walk the talk”)

In den kommenden Blogs schauen wir uns genauer an, wie die praktische Zusammenarbeit mit Nearshore-Teams aussieht. Es geht dabei vor allem um kommunikative Best Practices, den Umgang mit kulturellen Unterschieden und die entscheidenden Faktoren, die eine langfristig erfolgreiche Zusammenarbeit ausmachen.

Sollten Sie Unterstützung bei der Integration, Skalierung oder dem Aufbau eines Nearshore-Standorts brauchen, sind wir selbstverständlich mit unserer Expertise für Sie da. Wir freuen uns, wenn Sie uns kontaktieren!

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Jan Keller

Chief Operating Officer & Partner

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