Nearshoring-Serie Teil 5: Belgrad – Kultur und Einflüsse
von Celia Fässler am
Nachdem wir uns im letzten Blog mit dem technologischen Onboarding von Nearshoring-Teams beschäftigt haben, kommen wir nun zu einem ganz anderen, aber ebenso wichtigen Thema: der kulturellen Integration. Denn bei Nearshoring geht’s nicht nur um Technik - es geht vor allem darum, wie unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen. Und wie wir im diselva Nearshore Excellence Framework sehen, ist die kulturelle Anpassung ein wesentlicher Erfolgsfaktor für eine langfristige Zusammenarbeit.
Sich darauf einzulassen, kann zu einer unglaublichen Bereicherung führen (was ich nur empfehlen kann). Bei meiner letzten Arbeitsstelle durfte ich bereits 3 Jahre Erfahrung sammeln in Projektkonstellationen mit unterschiedlichen Belgrader-Teams. Die Kulturgeschichte kennenzulernen war für mich immer unglaublich spannend, da ich auch wissen wollte, was meine Belgrader-Arbeitskolleg:innen aktuell bewegt und auch in der Vergangenheit geprägt hat.
Gastfreundschaft und Herzlichkeit
Selten habe ich ein Land und seine Bewohner:innen kennengelernt, die so gastfreundlich waren. Auch kulinarisch kommt man auf keinen Fall zu kurz. Egal welche Ernährungsform man wählt, in Belgrad kommt man definitiv auf seine Kosten. Was besonders auffällt, ist das hohe Gemeinschaftsgefühl, sicher auch zurückzuführen auf den hohen Stellenwert der Familie. Gegenseitige Unterstützung, auch in multigenerationalen Setups, ist hier gang und gäbe. Das serbische Recht sieht zudem einen umfassenden Mutterschaftsurlaub von einem Jahr vor, welcher 28 bis 45 Tage vor dem voraussichtlichen Geburtstermin angetreten werden kann (Da kann sich die Schweiz eine Scheibe davon abschneiden). Die Väter haben Anspruch auf 7 Tage Vaterschaftsurlaub.
Kulturelle Werte und Sprache
Offenheit, Ehrlichkeit und vor allem Respekt werden in Belgrad ungemein geschätzt. Umso mehr Bedeutung hat es, wenn die geleistete Arbeit entsprechend anerkannt und gewürdigt wird. In Belgrad wird Serbisch gesprochen - Wenn man sich ein paar Worte Serbisch aneignet, kommt das immer gut an (Insbesondere auch Fluchwörter). Die Englischkenntnisse, vor allem die der jüngeren Belgrader:innen, sind zudem auf einem sehr hohen Level. Dies auch aufgrund der Tatsache, dass beliebte Filme und Serien nicht auf serbisch synchronisiert werden.
Lokale Arbeitsrichtlinien
Die Tagesarbeitszeit der Belgrader:innen beträgt 8 Stunden, inklusive einer 30-minütigen Mittagspause. Der Arbeitsbeginn ist dabei oft um 9:00 Uhr - dies nicht etwa aus Faulheit. Oft wird vergessen, dass der Arbeitsweg nicht selten um die 1.5 Stunden beträgt und das Verkehrsaufkommen in der Innenstadt extrem hoch ist. Das serbische Arbeitsgesetz schreibt zudem vor, dass die Mitarbeiter:innen ein monatliches Feedback von ihrem Arbeitgeber erhalten. Reisetechnisch muss zudem immer darauf geachtet werden, ob für Belgrader:innen bestimmte Reiserestriktionen greifen.
Religion
In Belgrad selbst gehört gemäss einer Volkszählung aus dem Jahr 2002 ein Bevölkerungsanteil von 90.7% der orthodoxen Konfession an. Diese hat einen hohen Einfluss auf soziale Normen, Familienwerte und die kulturelle Identität der Belgrader:innen. In Serbien gibt es daher unterschiedliche Feiertage, die unbedingt berücksichtigt werden sollten. Beispielsweise das Serbische Neujahr am 13./14. Januar (Srpska Nova Godina), die Orthodoxen Weihnachten am 7. Januar (Božić) oder der Tag des heiligen Sava am 27. Januar (Dan Svetog Save). Der heilige Sava gilt als Begründer und erster Erzbischof der serbisch-orthodoxen Kirche.
Politik und politische Vergangenheit
Was vielfach vergessen geht ist die Tatsache, dass Belgrad im Kosovo-Krieg 1999 stark betroffen war. Viele meiner ehemaligen Mitarbeiter:innen haben den Bombenangriff der NATO im Kindesalter erlebt und sind daher auch entsprechend geprägt, da dies tiefe Spuren hinterlassen hat. Auch heute noch sind in der Innenstadt zahlreiche Gebäuderuinen zu sehen, die davon gekennzeichnet sind.
Sport und Kunstszene
Fussball ist in Belgrad ein grosses Thema und die beliebteste Sportart, gefolgt von Basketball und Tennis. Zu den erfolgreichsten Fussballteams zählen beispielsweise Roter Stern, Partizan und OFK aus Belgrad, um nur einige zu nennen.
Belgrad hat zudem eine weitreichende künstlerische Szene mit zahlreichen Galerien, Theaterhäusern sowie regelmässigen Musikveranstaltungen.
Abschluss und persönliches Fazit
Ich hoffe, dieser kleine Einblick in die serbische Kultur und Arbeitsweise hilft, ein besseres Verständnis für das Arbeiten in Belgrad zu bekommen. Mein Fazit aus diesen drei Jahren: Ich kann nur wärmstens empfehlen, die serbische Kultur kennenzulernen.
Habt ihr noch weitere Ergänzungen dazu und konntet ihr ebenfalls schon Arbeitserfahrung in Belgrad sammeln? Ich bin gespannt auf eure Inputs!
Falls noch Fragen offen sind oder Unterstützung bei der Integration und Zusammenarbeit mit Nearshore-Teams in Belgrad benötigt wird, stehen wir selbstverständlich zur Verfügung. Kulturelle Hürden können manchmal gross erscheinen, aber mit der richtigen Unterstützung und einem offenen Mindset sind sie schnell überwunden.