«Nur nette Worte reichen nicht»
von Michael Pertek am
St.Gallen ist um ein Start-Up reicher: Michael Pertek gründet mit neun weiteren Mitgliedern die Digital Transformation Agentur «diselva». Ob zehn Gründungsmitglieder nicht «zu viel» sind?
Sie gründen zu zehnt die Digitalagentur diselva. Weshalb kam genau jetzt der Zeitpunkt dafür? Wie kamen Sie auf die Idee?
Ich würde fragen «Warum nicht jetzt»? Der beste Zeitpunkt, das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen, liegt in der Vergangenheit. Der zweitbeste ist heute. Wir haben uns diesen Schritt in die Selbstständigkeit gut überlegt und verlassen dafür unsere Komfortzone. Diesen Schritt haben wir nicht mit dem Rücken zur Wand gemacht, sondern, weil wir an uns als Gruppe und an unser Leistungsportfolio glauben. Wir sind davon überzeugt, dass Erfolg in unserer Branche gewisse Voraussetzungen braucht. Diese Voraussetzungen wollen wir selbstbestimmt schaffen. Der Glaube an uns in Verbindung mit der Möglichkeit, unabhängig und selbstständig zu sein, hat den Ausschlag gegeben.
Wie stehen Sie innerhalb des Gründungsteams zueinander?
Wir alle kennen uns schon sehr lange, teilweise seit fast 20 Jahren. Wir haben über viele Jahre in unterschiedlichsten Rollen und gemeinsam bei der St.Galler Full Service Agentur Namics gearbeitet. Dort haben wir unsere gemeinsamen Wurzeln. Wir sind ein sehr eingespieltes Team, schätzen uns, arbeiten exzellent und vor allem sehr gerne zusammen. Nicht zuletzt, weil aus professionellen Beziehungen private Freundschaften entstanden sind.
Zehn Gründungsmitglieder «tönen» erst einmal nach viel, Stichwort «Zu viele Köche verderben den Brei». Wie läuft die Zusammenarbeit untereinander?
Unsere Zusammenarbeit hat sich über Jahre eingespielt. Wir haben für unzählige Kunden an Projekten und Herausforderungen als Team gearbeitet und Lösungen entwickelt. Um diese Projekte erfolgreich zu gestalten, brauchen wir verschiedene Disziplinen oder, wie Sie sagen, die verschiedenen Köche. Diese Interdisziplinarität verdirbt den Brei nicht, sie stellt viel mehr sicher, dass wir aussergewöhnliche Lösungen mit und für unsere Kunden erarbeiten können. Wir bieten auch ganz bewusst ein Arbeitsumfeld, das von Vertrauen, Mitbestimmung und Austausch auf Augenhöhe geprägt ist. Auch dies ist kein Selbstzweck. Wir sind aber davon überzeugt, dass wir nur so die Voraussetzungen schaffen, um erfolgreich und innovativ zu arbeiten. Diese Überzeugung spiegelt sich in einem modernen Führungsverständnis wider.
Sie entwickeln zusammen mit den Kunden Lösungen, die nachhaltig und langfristig einen positiven Effekt auf das Geschäft haben. Wo setzen Sie bei der Digitalen Transformation genau an?
In erster Linie wollen wir unseren Kunden helfen, die Digitale Transformation zu strukturieren und in die richtigen Wege zu leiten. Dieser Transformationsprozess ist eine Herausforderung und muss richtig angegangen werden. Dafür stehen wir ein. Wir haben in den letzten zehn Jahren in vielen Kundenbeziehungen Methoden entwickelt, weiterentwickelt und geschärft, die genau darauf einzahlen. Wir sind in der Lage, die Digitale Transformation zu strukturieren, auf Roadmaps zu legen und Investitionsempfehlungen auszusprechen, damit der Prozess für die Unternehmen verdaubar wird. Dabei produzieren wir aber nicht nur Papier, sondern liefern umsetzbare Ergebnisse. Das können Architekturkonzepte, ganze Businesstransformationen oder konkrete Softwareentwicklungsprojekte sein. Anwendungsbeispiele dafür sind Kundenportale, eCommerce-, CRM-, Website- oder Individualentwicklungs-Projekte.
Die Wirtschaft durchlebt auch nach Corona turbulente Zeiten. Wie gross waren die Herausforderungen bei der Gründung, mit denen, Sie konfrontiert waren? Womit hatten Sie am meisten zu kämpfen?
Die grösste Herausforderung war bestimmt die Entscheidungsfindung selbst. Viele unserer Mitgründer haben Familien und andere Verpflichtungen. Es braucht viele Gespräche im privaten Umfeld. Und am Ende braucht es Mut, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen, den sicheren Hafen einer Anstellung zu verlassen. Der Wunsch, uns selbstständig zu machen, und die Chancen zu nutzen, die daraus entstehen, sind aber weit grösser, als die Sorge vor den Unwägbarkeiten. Seitdem wir nun darüber sprechen, was wir tun, sind die Reaktionen überwältigend und bis jetzt ausschliesslich positiv. Das freut uns sehr und gibt uns weiteren Rückenwind. Dennoch ist es uns bewusst, dass nette Worte nicht ausreichen. Am Ende müssen wir beweisen, dass wir unsere Leistungen am Markt nachhaltig verkaufen können.
Was hingegen lief glatter als geplant?
Da wir alle schon über einiges an Erfahrung verfügen und wir in der Gruppe Personen haben, die auch schon Unternehmen geführt haben, lief alles bis zur Gründung ziemlich gut. Eine sehr angenehme Erfahrung war, Büroräumlichkeiten zu finden. Wir haben neben dem Job Sharing nun auch das Office Sharing etabliert. Als wir uns auf die Suche nach Büroräumlichkeiten gemacht haben, hat uns die Wohnbaugenossenschaft Lerchenfeld angeboten, in ihren Räumlichkeiten starten zu dürfen, das haben wir natürlich dankbar angenommen. Ebenfalls war es sehr hilfreich, dass wir alle über ein gutes Netzwerk verfügten und so Zugang zu Personen hatten, die uns weiterhelfen konnten und wollten. Wir profitieren sicherlich auch vom Umfeld in St. Gallen. So hatten wir beispielsweise Kontakt mit Startfeld und dem IT Cluster «IT St. Gallen rockt!».
Wo stehen Sie derzeit?
Wir sind seit Anfang Februar als Firma existent, haben an unserem Leistungsportfolio gearbeitet und seit gestern haben wir begonnen, aktiv über uns, unsere Geschichte und vor allem unser Angebot zu sprechen. Nun gilt es, den Markt zu bearbeiten, viele Gespräche mit potenziellen Kunden zu führen und dann hoffentlich möglichst bald konkrete Angebote schreiben zu dürfen und Kunden davon zu überzeugen, dass es wertstiftend ist, mit uns zu arbeiten. Und ganz ehrlich gesagt, geniessen wir momentan das Start-up Feeling und die Entscheidungsfreiheit.
Welches sind die nächsten Ziele und Projekte, die Sie in Angriff nehmen?
Wir wollen unsere hohen Ansprüche an uns selbst auch in Kundenprojekten Wirklichkeit werden lassen und unser Leistungsversprechen auch dementsprechend einlösen. Ansonsten sind es sicherlich die Etablierung der Marke diselva als verlässlicher Partner in der Digitalen Transformation von Unternehmen.
Wenn wir an die Art Projekte kommen, die wir gerne haben möchten, werden wir ziemlich bald die Herausforderung antreffen, unsere Skalierbarkeit sicherstellen zu können. Darauf sind wir aber vorbereitet. Wir werden in den nächsten Wochen einige Partnerschaften etablieren und unsere eigene Lieferfähigkeit ausbauen.