Shopify für B2B eCommerce? - Teil 1 von 2
von Pascal Nüesch am
Unsere ständige Analyse der bestehenden und neuen eCommerce-Lösungen am Markt - generell - und im Rahmen von Evaluationen für unsere Kunden - führt uns diesmal zu einem Vertreter, den wir zwar aus dem B2C Umfeld gut kennen, über den wir bisher noch nicht berichtet haben. Einen, der in der professionellen B2C-Welt kaum mehr wegzudenken ist und nun auch im B2B-Bereich immer lauter und deutlicher an die Türe der B2B Welt klopft. Die Rede ist von Shopify (in der Plus-Version).
Genau diesen Weg hat in der Vergangenheit übrigens auch Salesforce eingeschlagen, die sich mit viel Effort mit einer neuen Lösung in der B2B-eCommerce-Welt positioniert haben - aber diese ist kurz gefasst nur sinnvoll für Kunden mit komplettem Salesforce-Universum. Andere Vertreter wie beispielsweise Emporix gehen einen anderen Weg und bieten B2B und B2C eCommerce auf moderner MACH-Architektur innerhalb einer Lösung an, was für viele Firmen eine spannende Konstellation ist.
Aber zurück zu Shopify Plus - und warum wir uns intensiv mit dieser aus B2B-Sicht in der Vergangenheit oft belächelten Lösung auseinandergesetzt haben.
Wir beobachten am Markt, dass viele B2B-Unternehmen in der einen oder anderen Form mit einem B2C-Shop einen neuen Kanal für eine neue Kundengruppe eröffnen möchten. Dafür ist deren existierende B2B-Lösung zu wenig flexibel mit den tief ins (B2B-) ERP integrierten und zu wenig “Marketing-like” Prozessen. Eine schlanke, kostengünstige B2C eCommerce-Lösung soll einen schnellen Start in die Endkunden-Welt ermöglichen. Damit sollen in erster Linie Erfahrungen gesammelt und gleichzeitig die Skalierbarkeit für spätere Ausbaustufen sichergestellt werden.
In diesem Einsatzszenario hat es Shopify in ausgewogener Betrachtung von funktionaler Abdeckung, einem guten Match hinsichtlich Cloud-native SaaS, flexiblem Tech-Stack und v.a. auch mit kurzer Time-to-Market (inkl. tiefen Projektkosten) sowie zahlbaren Lizenzkosten bereits bei uns einmal zur Evaluations-Empfehlung geschafft. In einem weiteren Fall haben wir Shopify in einem Proof of Concept sehr tief durch die Integration eines zentralen, externen Business-Service von Implementierungs-Seite her kennengelernt.
Und auf einmal stehen wir hinsichtlich B2B eCommerce vor der ernsthaften Fragestellung: Ist Shopify Plus ein valider Kandidat, welchen wir im Evaluations-Fall auch mit gutem Gewissen Kunden empfehlen können oder im Implementierungs-Fall selbst mit überschaubarem Risiko in gewohnter Qualität umsetzen können.
Der “Shopify Plus B2B Series Resource Hub” bietet für alle Interessierten einen guten und strukturierten Einstieg in die Shopify B2B-Welt und ist auch ein überzeugendes Statement, dass Shopify hier mit vielen Ambitionen unterwegs ist - mit guten Videos und zusätzlichen umfangreichen FAQs dazu: https://experience.shopify.com/B2B-Series
Darüber erhält man Informationen zu den wichtigsten zur Verfügung stehenden B2B-Features und kann sich eine eigene Meinung bilden. Die darin für uns relevantesten Punkte sind:
- Domain-Model: Verständnis und Zusammenspiel von Company-Location-Customer-Catalog
- B2B Early-Login: Funktionsweise, Aktivierung und Auswirkungen
- Location Selection: Initiale Wahl für aktuelle Shopping-Session & Möglichkeiten zur Anpassung innerhalb des Checkouts
- Custom Shipping Address at Checkout: Ermöglichung anderer Adressen und Datenspeicherung
- Payment Terms: Erstellung und Anzeige von Zahlungsfristen im Checkout
- Payment Reminder Email: Management der Reminder E-Mails
- Order Submission: Einreichung einer Entwurfs-Bestellung zur Prüfung und Nachfolgeprozesse
- Order History: Bestellungen der Locations und weiterführende Aktionen, Umgang mit den “New Customer Accounts”
- Reorder: Möglichkeiten zur Wiederbestellung, Umgang mit den “New Customer Accounts”
- Account Management: Bearbeitung Profil-Einstellungen, Umgang mit den “New Customer Accounts”
- Vaulted Credit Cards: Ablage von Kreditkarte zur Location, Umgang Shopify Payment als Payment Provider
- Quick Order List: Tabellarische Auflistung verschiedener Produktvarianten mit direkter Warenkorb-Hinzufüge-Möglichkeit, Einfügen über Produkt-Template, Umgang mit ursprünglicher Add-To-Cart Logik
- Draft Order: Umgang mit Bestellentwürfen - initiiert vom Kunden oder auch einem Sales Rep über das Shopify Backend, Reservation von Artikeln, Möglichkeiten von Sharing
- Custom Product Assortment: Erstellung spezifisches Produkt-Sortiment über Kataloge, Include und Excludes, zuweisung zu Company Locations
- Custom Pricing: Pauschale Zuschläge/Abschläge über Kataloge, Definition für einzelne Produkte, Preislogik bei mehreren Katalogen
- Quantity Rules: Umgang mit Mindestmenge/Maximalmenge, Definition von Schritten zur Mengenerhöhung
- Volume Pricing: Anzeige der Abstufungen, Logik der Staffelpreise
Ebenfalls haben wir sehr gespannt darauf gewartet, was Shopify in Ihrer jährlichen grossen Ankündigung der Winter Edition 2024 (Ende Januar) hinsichtlich B2B vom Stapel lässt:
https://www.shopify.com/editions/winter2024#b2b-sales-rep-permissions
Fazit der Winter Edition 2024 hinsichtlich B2B: die Entwicklung und das resultierende Angebot von Shopify geht schon nochmals sehr in die gewünschte Richtung, auch wenn ein paar Dinge wie das Trade-Theme für B2B vorerst nur eine Ankündigung sind, und erst später überprüft werden kann, wie gut das Ding wirklich ist (= ob die Liquid-Variante für B2B überhaupt relevant wird - die einzig valide Variante bis anhin war für B2B die Headless-Variante mit Hydrogen und Oxygen).
Was sich ebenfalls gut entwickelt hat und uns sehr positiv stimmt, sind die Erweiterungsmöglichkeiten: Auch wenn gewisse Funktionalitäten in der Storefront noch nicht wie gewünscht vorhanden sind (kommen dann hoffentlich mit dem genannten Trade-Theme), die APIs geben eine Entwicklung der von uns begutachteten klassischen B2B Use Cases bereits her!
Via eigene Apps können gekapselt “seamless” Funktionalitäten eingebracht werden (und das funktioniert genial!).
Hinzu kommt der App-Kosmos, welcher hier auch in Richtung B2B bereits viel “Zusätzliches” bietet.
Im Zwischenfazit klingt das doch sehr gut - aber wir wären nicht diselva, wenn wir nicht nochmals eine Stufe tiefer gehen würden. Und das tun wir im nächsten Post Shopify für B2B eCommerce - Teil 2 von 2. Darin beleuchten wir, wie Shopify in einigen klassischen B2B-Schlüsselkriterien abschneidet. Und ziehen ein Gesamt-Fazit, das über die funktionalen Anforderungen hinausgeht.
Bis dann, happy eCommerce!
... und wenn Sie auch gerade vor einer eCommerce Evaluation stehen und sich fragen, ob Shopify auf Ihre Anforderungen passt, dann gerne einfach melden!