Nearshoring-Serie Teil 3: Key factors zur Zusammenarbeit

von Celia Fässler am

Nearshoring klingt immer so easy, oder? Drei Jahre lang habe ich fast ausschliesslich in solchen Projektkonstellationen gearbeitet und dabei mehrere wichtige Erkenntnisse mitgenommen. Die Arbeit mit Nearshoring-Teams benötigt ein besonderes Augenmerk, insbesondere auf zwischenmenschlicher Ebene. In unseren letzten Blogs sind wir ja schon durch das diselva Nearshore Excellence Framework gegangen und haben uns die 4 Säulen angeschaut. Jetzt geht’s darum, wie die Zusammenarbeit wirklich funktioniert. Was habe ich also in den letzten Jahren gelernt?

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1. Miteinbezug und Befähigung vs. Dirigieren

An dieser Stelle kann ich nicht genug betonen wie wichtig es ist, das Nearshoring-Team nicht nur als verlängerte Werkbank zu sehen. Sehr oft habe ich erlebt, dass wichtige Projektentscheide sowie das Aufsetzen des Projekts (Und allenfalls auch der Go-Live) bereits stattgefunden haben und das Projekt dann einfach als Weiterentwicklungsprojekt weitergegeben wurde.

Das Miteinbeziehen sehe ich hier als ausschlaggebenden Punkt, nicht zuletzt zur Motivationsförderung. Das soll nicht heissen, dass kein entsprechendes Sparring durch das lokale Team stattfinden sollte. Insbesondere bei eher juniorigen Nearshoring-Teams ist ein sorgfältiges Coaching sowie auch Code Reviews sehr geschätzt und auch wichtig. Doch auch hier sollten Bevormundungen vermieden und Zusammenarbeit und Kollaboration gefördert werden.

2. Die Wichtigkeit von persönlichen Treffen

Die Arbeit aus unterschiedlichen Standorten heraus fördert eine gewisse Anonymität und nur allzu schnell kann es passieren, dass die Wertschätzung darunter leidet. Das Gegenüber soll als Person mit all ihren Emotionen und Eigenheiten wahrgenommen werden und nicht nur als “ausführende Maschine”. Mit der Gefahr dieser entstehenden Distanz kommt es auch häufiger vor, dass entstehender Frust umso schneller und mit seiner ganzen Wucht ungefiltert auf das Team abgewälzt wird.

Um dem möglichst entgegenzuwirken, sollen entsprechende Besuche und Teamanlässe gefördert werden - mit Fokus auf persönliches Kennenlernen. Dabei soll auch das Entdecken der vorherrschenden Kultur inkludiert werden. Entscheidend ist, dass auch die Kund:innen miteinbezogen werden, da dies einen erheblichen Einfluss auf das Projektklima hat. Achtung: Unbedingt allfällige Reiserestriktionen beachten.

Damit das nicht untergeht, sollten regelmässige Besuchsintervalle eingeführt und priorisiert werden. Mit jeder Woche, die verstreicht, wird die Distanz ansonsten umso grösser.

3. Arbeitssprache und Austausch

Sprachbarrieren vermeiden - einfacher als es klingt. Bei der Arbeit mit Nearshoring-Teams ist die Arbeitssprache oftmals Englisch. Sind die Sprachkenntnisse auf Kundenseite diesbezüglich nicht ausreichend, sollte auf diese Teamkombination verzichtet werden.

Kommt es zu einem Match, ist es wichtig, entsprechende Kommunikationsgefässe bereitzustellen. Das lockere Gespräch mit Kolleg:innen beim Kaffee gibt es in diesen Konstellationen nicht und daher ist es umso wichtiger, dass tägliche Updates stattfinden und nach Möglichkeit nicht immer nur strikt auf die Arbeit begrenzt werden. Auch sollten die Updates als Videocalls mit eingeschalteter Kamera anstelle von Telefonaten stattfinden.

Ebenfalls wichtig sind regelmässige Feedbacks - in agilen Setups kann dies auch mit Hilfe von Reviewmeetings nach Abschluss des jeweiligen Sprints erfolgen. Dabei sollte auch die Stimmung innerhalb des Teams, sowie auch beim Kunden und entsprechende Erwartungen besprochen werden.

Und zu guter Letzt und immer vernachlässigt - Dokumentation, Dokumentation, Dokumentation…

4. Bollwerk-Funktion, aber warum?

In meiner Arbeit als Product Owner Consultant habe ich oftmals eine gewisse Bollwerk-Position eingenommen. Da wie oben beschrieben sehr schnell eine gewisse Abwertung stattfindet (Sowohl durch Kund:innen, als auch intern) landet ungefilterte “Affekt-Kritik” sehr schnell beim Nearshoring-Team und führt im schlechtesten Fall zu einer weiteren Herabsetzung der Wertschätzung. Wenn man sich nur selten sieht, ist es umso schwieriger, dies persönlich in Relation zu setzen und einordnen zu können.

Mein Ziel war es daher oft, gegenüber dem Kunden als Single Point of Contact zu fungieren und erhaltene Kritik entsprechend differenziert an das Team zu tragen. Konstruktiv statt destruktiv ist hier das Motto.

5. Zu guter Letzt - Selbstfürsorge

Während ich in meinem alten Job in dieser Funktion tätig war, habe ich fast ausschliesslich mit Nearshoring-Teams gearbeitet und daher oftmals sehr wenig Kontakt zu meinen lokalen Arbeitskolleg:innen gehabt. Damit man hier nicht überspitzt gesagt vereinsamt, ist es wichtig, auch lokale Kontakte zu knüpfen und aufrechtzuerhalten. Auch fachlich macht es Sinn, sich immer wieder mit Personen auszutauschen, die ungefähr vor den gleichen Herausforderungen stehen, auch wenn sie auf anderen Projekten tätig sind.

In diesem Sinne - Viel Erfolg beim Kennenlernen des Teams. Diese Jahre haben mir sehr viele schöne Momente beschert und ich konnte unglaublich tolle Menschen kennenlernen - Ich kann daher nur empfehlen, diesen Weg ebenfalls zu gehen. Nicht vergessen: Seid lieb zueinander, egal in welchem Setup, sonst wird das nichts mit dem Projekterfolg ;)

Was braucht es noch?

Im nächsten Schritt geht es darum, dass auch die technologische Integration stimmt. Denn ohne die richtigen Tools und eine reibungslose Infrastruktur läuft bei der Arbeit mit Remote-Teams nichts. Aber keine Sorge, das muss nicht kompliziert sein. In unserem nächsten Blog werden wir zeigen, wie das technologische Onboarding von Nearshoring-Teams mit den passenden Technologien richtig gut klappt. Und falls dabei Unterstützung benötigt wird - wir stehen natürlich bereit, um mit unserer Expertise zu helfen und das Ganze von Anfang an auf den richtigen Weg zu bringen.

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Celia Fässler

Senior Consultant

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